EIGENREFLEXION
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Ein Medium vermittelt nicht nur Inhalte, sondern es verformt diese und verstärkt sie, sie beeinflussen demnach die künstlerische Arbeit. Sie geben den Rahmen vor in dem wir uns bewegen.
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EIGENREFLEXION
Da wir zu einem Großteil unsere Arbeiten zweisam konzipieren und realisieren, also im ständigen Austausch miteinander stehen, soll versucht werden den gemeinsamen Arbeitsprozess näher zu untersuchen.
Wir lernten uns im Bachelorstudium kennen, realisierten nachfolgend einige Projekte miteinander. Aus interdisziplinären Experimenten entwickelte sich eine kontinuierliche Zusammenarbeit. Ursprünglich, aus verwandten aber auch unterschiedlichen Disziplinen kommend (Grafik Design und Klangkunst), interessierte uns vor allem das interdisziplinäre Zusammenspiel – der gegenseitige Dialog und der damit verbundene Perspektivenwechsel. Ein gemeinsames Interesse ist, die Neugierde und Offenheit gegenüber ungeübten und neuen Medien. Keiner bleibt in starr in seinem Fachbereich, so ist es nicht ungewohnt dass sich die Disziplinen auch einmal vertauschen. Die persönliche Entwicklung in der Arbeit ist ein wichtiger Antrieb und ist mit der Grund für immer wieder neue Herangehensweisen eines Themas. Zusätzlich bildet das »Medium« in welcher Form auch immer, einen wichtigen Kontenpunkt unserer gemeinsamen Arbeiten. Blickt man auf bisherig realisierte Arbeiten zurück, findet sich der rote Faden vor allem in der zeitbasierten Inszenierung von audiovisuellen Räumen und Objekten. Dabei variiert der Fokus: Einmal gilt alle Aufmerksamkeit dem flächigen Klang eines Heizraums, ein anderes mal steht die fiktive Inszenierung einer visuellen Geschichte im Vordergrund. Kritik und gegenseitiges Feedback formen unsere gemeinsamen Arbeiten, dabei gibt es beinahe keine bevorzugten Materialien oder vertiefte Spezialisierungen. Oftmals – oder eigentlich immer, erscheint die Arbeit an eigenen künstlerischen Projekten als stetiger Lernprozess, seien es Tricktechniken im Animations- oder Videobereich oder die Erkundung neuer Methoden zur Klangsynthese. Vielleicht lässt es sich grundsätzlich so formulieren: Uns interessiert das Zusammenspiel aus visuellen Erscheinungen (sei es ein Video, ein Bild oder eine Skulptur) im Verbindung mit auditiven Elementen. Daraus resultieren oft installative Arbeiten; Man könnte sagen, dass Video und Klanggestaltung zu unseren bevorzugten Medien gehören.
Medien die eine Zeitachse besitzen, die es ermöglichen die RezipientInnen für eine gewisse Dauer »einzunehmen« interessieren uns in besonderer Art. Ein weiterer interessanter Aspekt, der uns bei der Reflexion über unsere bisherigen Arbeiten aufgefallen ist, stellt die zweckentfremdete Benutzung von Objekten dar. Bei unserer Klangskulptur »The Sound of Oil« haben wir einen leeren, begehbaren Öltank zum Träger einer Klangcollage ummodelliert. Ein anderes Beispiel stellt die thematisch stark abweichende Installation »Memento Mori« dar – inhaltlich beschäftigt sie sich mit der menschlichen Vergänglichkeit, der natürlichen Entropie, formal gesehen wird jedoch wieder ein Objekt (in diesem Fall ein Kleiderschrank) entfremdet und zu einer metaphorischen Gedächtnisstütze umgebaut. Uns interessieren also auch Objekte, ihre Herkunft, ihre Geschichte und ihr symbolischer Gehalt. Objekte in ein anderes Licht zu setzen, sie mit Klang zu versehen oder ein Video an der Innenseite einer Schranktür zu platzieren: Es macht sie zu Datenträgern mit symbolischen Gehalt. Dieser ungewohnte Gebrauch, enthebt den Gegenstand aus seiner ursprünglichen Funktion und schafft einen Moment der Aufmerksamkeit. Der Gegenstand bekommt eine Bedeutung, eine Geschichte. Zeitlichkeit und Räumlichkeit. Geht man eine Ebene höher und entfernt sich von den inhaltlichen und formalen Aspekten so scheint es uns aus zweierlei Hinsicht wichtig, das Speichern und die Träger der Information näher zu beleuchten und zu reflektieren: Einerseits arbeiten wir mit aktuellen Medien, wir schneiden in ihnen und montieren sie, wir optimieren ihre Inhalte und versuchen sie bestmöglich zur Geltung zu bringen. Dabei merken wir immer öfter, dass es keinesfalls wir sind, die das Medium einseitig »formen«, das Medium formt uns ebenso; So denken wir in einer Framerate, oder einer sonstigen Einheit. Ein Medium vermittelt nicht nur Inhalte, sondern es verformt diese und verstärkt sie, sie beeinflussen demnach die künstlerische Arbeit. Sie geben den Rahmen vor in dem wir uns bewegen.
Uns interessiert also genau dieses Zusammenspiel: Das Objekt als Artefakt (also einen nicht entschlüsselbaren Gegenstand) mit Hilfe von multimedialen Werkzeugen mit neuer Information zu befüllen – dem Gegenstand also wortwörtlich eine neue Bedeutung »ein zu gravieren«. Wie und auf welche Weise dies geschieht ist je nach künstlerischer Arbeit differenziert zu betrachten, jedoch bildet dieser Umstand für uns den gemeinsamen »roten Faden« unserer eigenen Arbeiten. Nun ist es offensichtlich, dass die meisten Gegenstände bereits eine eigene Konnotation mitbringen. Der Öltank, der ausgehöhlt an einem öffentlichen Ort steht, besitzt bereits Bedeutung und ruft nur aufgrund von dem was er ist – ein leerer Öltank in einer unpassenden Umgebung – Assoziationsmöglichkeiten hervor. Genauso verhält es sich mit dem Kleiderschrank bei der Arbeit »Memento Mori«. Was hinzukommt ist also eine Verstärkung, Umformung oder Manipulation der bereits vorhandenen Bedeutung mittels weiterer Medien. Die Zugabe von Klang bei »Sound of Oil« arbeitet die Bedeutung des Objektes an sich genauer heraus. Wir können eine klangliche Collage hören – Kraftfahrzeuge, aneinander reibendes Plastik, Flüssigkeit; Durch das Hinzufügen der Klangebene wird also die Bedeutung des Gegenstandes gelenkt, es wird sozusagen eine Bedeutung in den Tank gespeichert, er wird zum Datenträger; Wie in den vorherigen Kapiteln herausgearbeitet wurde, sind Medien Vermittler und Verstärker – sie konstruieren die Wahrnehmung die wir von einem Objekt haben mit. Man könnte es also so formulieren: Unsere künstlerische Tätigkeit besteht darin Objekte mittels Medien (Bild und Ton) mit subjektiven Informationen zu befüllen, sie also neu »aufzuladen« und sie dadurch zum Datenträger oder eben auch zum Speichermedium unserer eigenen künstlerischen Vorstellungen werden zu lassen. Diese Redundanz findet sich in vielen unserer Arbeiten wieder, sei es nun das Bespielen eines Objekts mittels Körperschallwandler oder die inhaltliche und formale Ergänzung mittels Video. Nach dieser einleitenden Reflexion soll nun anhand eines eigenen künstlerischen Vorhabens die Thematik des Datenträgers und seine Funktion besprochen werden. Dabei geht es ebenfalls um ein ganz spezifisches Medium – das VHS Tape – das nun eine gewisse Ambivalenz in sich trägt. Einerseits bildet das Objekt an sich eine sehr spezifische Bedeutungsebene, da es sich dabei um ein Medium handelt. Zum anderen wird es durch unsere künstlerische Manipulation nochmals mit neuer, audiovisueller Information gefüllt. Dieses Konzept soll nachstehend dazu verwendet werden, das eigene Interesse an den Datenträgern näher zu ergründen.