DIALOG

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„Während das Fernsehen ganz anders als der Zirkus funktioniert, schwätzen die Menschen durchs Telefon noch fast genauso wie in der Steinzeit.“ // Flusser

QUELLEN

69 zit.n. Flusser, Kommunikologie, S30
70 zit.n. Flusser, Kommunikologie, S30
71 zit.n. Flusser, Kommunikologie, S33
72 zit.n. Flusser, Kommunikologie, S34

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Skizze zum Kommunikationsmodell: Netzdialog;

DIALOG

Wie bereits im vorherigen Abschnitt beschrieben, handelt es sich beim »Dialog« um die zweite Hauptkategorie der menschlichen Kommunikation. Seine Aufgabe ist es – simpel formuliert – aus vorhandenen Informationen neue zu synthetisieren. Der Dialog als Methode lässt sich in seiner Grundstruktur auf zwei Modelle „herunter brechen“.

DER KREISDIALOG
Diese Struktur bezeichnet Flusser als „runder Tisch“, es ist jenes Dialogmodell, dass sich in Komitees, Kongressen und Parlamenten finden lässt. Der Ablauf dieser Methode kann erstaunlich simpel formuliert werden: Man nehme alle Information (zu einem bestimmten Thema) von allen Gedächtnissen, die am jeweiligen Dialog beteiligt sind und finde den gemeinsamen Nenner. Dieser wird anschließend in den Rang »neue Information« erhoben. So simpel der »geometrische« Aufbau dieses Modells klingt, so komplex ist er in seiner Ausführung, denn alle am Dialog beteiligten Gedächtnisse unterscheiden sich hinsichtlich Information (der zu besprechenden Thematik), Kompetenz, Verarbeitung von Codes und dem Bewusstseinsniveau (hier kommen menschliche Charakteristika wie etwa Empathie zum tragen und überschreitet den Rahmen). Nun ist es so, dass der gesuchte gemeinsame Nenner, nicht einfach nur eine gemeinsame Grundinformation aller Beteiligten ist, sondern vielmehr geht es um eine echte Synthese von Information – eine neue Erkenntnis soll gewonnen werden. „Das erklärt zugleich, warum Dialoge so schwierige Kommunikationsformen sind und warum die sogenannten „liberalen Demokraten“ so schlecht funktionieren: sie beruhen nicht auf Übereinstimmung sondern auf Konflikten.“69 Kreisdialoge besitzen eine weitere signifikante Eigenschaft: Sie sind geschlossene Systeme (closed circuits), was mit der begrenzten Anzahl der Dialogisierenden (zB Parlament) zusammenhängt und ihnen zugleich den Stempel des »Elitären« aufdrückt. Diese vielleicht polemisch klingende Behauptung stellt sich eigentlich als ganz und gar richtig heraus: „[..]der innere Widerspruch der Wahldemokraten: sie wählen, wer dialogisieren soll, aber leugnen diesen elitären Charakter.“ 70 Kreisdialoge erfordern strategisches Fingerspitzengefühl aller Beteiligten, denn einerseits handelt es sich um ein geschlossenes System, andererseits muss ein gewisser Freiraum für Störungen und Geräusche bleiben um tatsächlich neue Information zu gewinnen.

DER NETZDIALOG
Widmen wir uns abschließend der zweiten Dialogform, dem »Netzdialog« um den Exkurs in die Strukturen der Kommunikation abzuschliessen. Der Netzdialog ist eine diffuse Kommunikationsform, die sich schematisch wohl am besten als in sich vernetzte Knotenpunkte beschreiben lassen. Es ist jene Kommunikationsform die alle anderen Modelle stützt und letztlich in sich aufsaugt. Flusser nennt hier Beispiele wie Gerede, Geschwätz, Plauderei oder die Verbreitung von Gerüchten. Telefonsysteme (und Skype) stellen hier aktuell die technisch fortschrittlichsten Varianten dieses Dialogmodells dar. Netzdialoge sind im Gegensatz zu den Kreisdialogen offene Schaltung (also open circuits) und in diesem Sinne auch authentisch demokratisch. „Sie sind der letzte Staudamm, der Informationen vor der entropischen Tendenz der Natur der Natur bewahrt: das »kollektive Gedächtnis«.“71 Der Netzdialog – die Basis aller Kommunikationsformen – ist »das« urzeitliche Werkzeug der menschlichen Kommunikation, das als Engagement gegen die eigene Vergänglichkeit bezeichnet werden kann und trotzdem war es der technische Fortschritt, der effizientere Amphitheaterdiskurse (Massenmedien) hervorbrachte und das »disziplinierte Bearbeiten der Netzdialoge« (die Generierung öffentlicher Meinung) ermöglichte.

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