Exkurs in die Bewusstseinszustände
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Gegenwärtige künstliche Intelligenzen sind vom Bewusstseinsgrad mit einem Regenwurm vergleichbar;
QUELLEN
92-93zit.n. Kaku, S69

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Exkurs in die Bewusstseinszustände
STUFE 0
Stufe 0: Die niedrigste Bewusstseinsstufe ist dann der Fall, wenn der Organismus beispielsweise nicht mobil ist oder nur sehr begrenzt und ein Modell seines Platzes nur mit Hilfe von ein paar Rückkopplungsschleifen in begrenzten Parametern schafft. Ein Beispiel hierfür wäre laut Kaku ein Thermostat. Es stellt automatisch und ohne Hilfe je nach Erforderlichkeit Klimaanlage oder Heizlüfter ein, wenn die Temperatur vom Sollwert abgleicht. Jede Rückkopplungsschleife fügt eine Einheit des Bewusstseins hinzu – ein Thermostat besitzt demnach eine einzige Einheit (Temperaturmessung) des Stufe-0 Bewusstseins, ist also vom Typ: Stufe 0:1.
Mittels dieser Technik kann organischen sowie auch elektronischen Gedächtnissen auf Basis von Anzahl und Komplexität verschiedenster Rückkopplungsschleifen ein numerischer Wert zugeordnet werden. „Bewusstsein wäre dann nicht länger eine vage Sammlung undefinierter, rückbezüglicher Konzepte, sondern ein hierarchisches System mit einer Rangordnung.“89 Ein weiteres Beispiel: Eine Pflanze mit mehreren Rückkopplungsschleifen, wie etwa Temperatur, Feuchtigkeit, Sonneneinstrahlung, Schwerkraft, etc., hätte demnach eine Bewusstseinsstufe 0:8.
STUFE 1
Stufe 1: Organismen die mobil sind - also ihren Standpunkt verändern können und über ein Zentralnervensystem verfügen, haben ein Stufe 1 Bewusstsein. Eine Gattung dieser Bewusstseinsstufe stellen Reptilien dar: Sie verfügen über soviel Rückkopplungsschleifen, dass sie ein Zentralnervensystem entwickelt haben, um ihre Abfragen zu »integrieren«. Das heisst ein Reptil hat vielleicht 100 Schleifen oder mehr zB für den Geruchs-, Gleichgewichts-, Sehsinn, etc. Wobei zu beachten gilt, dass alleine der Sehsinn aus einer großen Anzahl an Schleifen besteht.
STUFE 2
Stufe 2: Die Anzahl der Rückkopplungsschleifen bei der Bewusstseinsstufe 2 steigen exponentiell. Organismen dieser Stufe bewegen sich nicht nur durch den Raum, sondern sie schaffen ihre Position innerhalb des Raumes auch in Relation zu anderen Organismen (es sind also soziale Wesen mit Emotionen). „Bündnisse schmieden, Feinde entdecken, das Alpha-Männchen umschmeicheln usw. - all das sind sehr komplexe Verhaltensweisen, die ein deutlich größeres Gehirn erfordern.“90 Organismen der Stufe 2 besitzen ein liebliches System: Wie schon erwähnt umfasst das limbische System den Hippocampus (Langzeiterinnerungen), die Amygdala (Emotionen) und den Thalamus (Relaisstation für sensorische Information): All diese neuronalen Strukturen liefern weitere Parameter, um Modelle für die Beziehung zu anderen zu schaffen.
STUFE 3
Stufe 3: Der Mensch. Hier stellt sich die Frage: Was unterscheidet den Menschen von höheren Tieren (der Stufe 2). Kaku würde es so beschreiben: „Ein Alleinstellungsmerkmal des Menschen im Tierreich ist, dass nur er das Konzept der Zukunft versteht. Anders als Tiere fragen wir uns ständig »Was wäre, wenn?« und denken damit Wochen, Monate oder gar Jahre voraus, daher glaube ich, dass das Stufe-3-Bewusstsein ein Modell seines Platzes in der Welt schafft und dieses Modell dann mittels grober Voraussagen in die Zukunft transponiert.“91 Erreichen wir also ein Bewusstsein der Stufe 3, gibt es derart viele Rückkopplungsschleifen, dass wir eine Zentrale benötigen die unsere einlaufenden Daten prozessiert und derart verwertet, dass wir für uns selbst die Zukunft simulieren können (es erlaubt uns eine zukunftsorientierte Entscheidung zu treffen). Die Rede ist von unserem großen präfontalen Cortex, der direkt hinter der Stirn liegt und es uns erlaubt einen permanenten, subjektiven Blick in die Zukunft zu wagen. 92
RESUME
Nach diesem Exkurs der Bewusstseinsstufen – zurück zur gegenwärtigen Lage der künstlichen Existenz. Nach der Theorie der Bewusstseinsstufen können wir künstlichen Existenzen nun einen Rang zuweisen. Die erste Generation der künstlichen Intelligenzen (man kann hier im technischen
Sinn von »Robotern« sprechen) kann man relativ klar (soweit man gewillt ist einer Maschine eine Bewusstseinsstufe zu zuweisen) in die Kategorie der Stufe 0 einordnen. Die Rede ist hier von statischen Maschinen, ohne Räder oder sonstigen Mitteln der Mobilisierung. Die gegenwärtige Roboterentwicklung kann der Stufe 1 (aber auf sehr niedrigem Rang) zugewiesen werden: Sie sind mobil, erkunden also den Raum – jedoch fällt es ihnen sehr schwer sich in der realen Welt zurecht zu finden. Ihr Bewusstsein lässt sich mit dem eines Wurmes vergleichen. Um eine Maschine zu konstruieren, die ein volles Stufe 1 Bewusstsein in sich trägt, müsste es gelingen die Bewusstseinszustände von Insekten oder Reptilien perfekt zu kopieren. Insekten verfügen jedoch über Instinkte – bei drohender Gefahr können sie rasch ein Versteck aufsuchen oder aber einen Geschlechtspartner im Wald lokalisieren.
Geht man nun abschließend von den Verhaltensweisen und technischen Leistungen des Programms »2501« (Ghost in the Shell) im Vergleich zu unserer gegenwärtigen Situation aus, so sind wir noch sehr weit von einem solchen künstlichen Bewusstsein entfernt. Nicht das elektronische Gedächtnis wäre das vorwiegende Problem – sondern der Roboter müsste für ein Stufe 2 Bewusstsein Emotionen und Gesten entwickeln die er bei der Kommunikation mit andern Lebensformen selbstständig einsetzen müsste. Das heutige Face-Tracking (bei dem eine Kamera erkennt, ob eine Person beispielsweise lacht) ist noch weit davon entfernt, spontan auf feinste Mimiken und Stimmlage zu reagieren. Würde dies – rein hypothetisch gesprochen, gelingen so hätten wir eine künstliche Lebensform mit dem Bewusstsein einer Katze oder einem Hund. Um Stufe 3 zu erlangen und somit dem Programm von 2501 ebenbürtig zu werden, müsste eine Maschine ein funktionierendes Wissen über den menschlichen Verstand besitzen und eine Theorie über den eigenen Geist entwickelt haben. Erst dann würde es den Maschinen gelingen eine komplexe und zugleich subjektive Zukunftsimulation durchzuführen in dem sie selbst als Hauptakteure auftreten. „Dazu müssten sie allerdings Naturgesetze, das Prinzip der Kausalität und den Menschenverstand begreifen. „Das übersteigt die Fähigkeit der heutigen Roboter beträchtlich und so wird es auch noch viele Jahrzehnte lang bleiben.“ 93