EIGENE ANMERKUNGEN ZUR MEDIENKULTUR
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Wir sollten die Medien verstehen um sie künstlerisch formen zu können.
QUELLEN
69 zit.n. Flusser, Kommunikologie, S30
70 zit.n. Flusser, Kommunikologie, S30
71 zit.n. Flusser, Kommunikologie, S33
72 zit.n. Flusser, Kommunikologie, S34
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EIGENE ANMERKUNGEN ZUR MEDIENKULTUR
Kehren wir zurück – Flussers Strukturen wurden nun ausreichend beschrieben um ein erstes Resume zu ziehen, wir können festhalten: Es gibt Datenträger (Medien) und sie sind mit Information gefüllt. Der Zweck für ihre Existenz ist die Kommunikation und diese kann in aller Abstraktheit in das Modell des »Diskurses« und/oder die des »Dialogs« eingeteilt werden. Die zuvor vorgenommene Analyse der vier Diskursmodelle und der beiden Dialogsystemen, ermöglicht uns nun die gegenwärtige Entwicklung zu betrachten. Aktuell leben wir in einer Informationsgesellschaft – obgleich wir dies seit Anbeginn der Menschwerdung tun – sprechen wir nun von einer Kommunikationsrevolution. Es lässt sich erkennen, dass der Amphitheaterdiskurs (z.B: das Fernsehen) stark vorangetrieben wurde und seine scheinbar vollendete Perfektion in den »public relations« gefunden hat. Dem gegenüber steht der Netzdialog, der leider von dieser »Revolution« bislang weitgehend verschont blieb, so Flusser. „Während das Fernsehen ganz anders als der Zirkus funktioniert, schwätzen die Menschen durchs Telefon noch fast genauso wie in der Steinzeit.“ Während die »Theaterkurse« (die Klassenzimmer-Situation) und die »Kreisdialoge« (die Parlamentssitzungen) ihre Funktionsweise im Anbetracht der digitalen Möglichkeiten mehr und mehr einbüßen (dies ist oftmals auch den verwendeten Codes – Sprache & Text – geschuldet, die als überholt scheinen), finden wir laut Flusser heute eine Lage vor, in der wir es mit einer Synchronisation von technisch hochentwickelten Amphitheaterdiskursen und zumeist archaisch gebliebenen (aber immer besser Bearbeitern) Netzdialogen zu tun. Flusser spricht durch diesen Umstand von einer vollkommenen Entpolitisierung, bei »scheinbar« allgemeiner Partizipation der Masse. Nun bezieht sich dieser textliche Abschnitt auf Gedankengänge Flussers, die in den 70er Jahren entstanden sind: Und trotzdem beruft sich Flusser laut Hartmann bereits „auf Computer und Netzstrukturen“ als Instrumente und Methoden, die uns von stillschweigenden Rezipienten zurück zu real partizipierenden Sendern transformiert – er sollte (teilweise) recht behalten; Ein gutes Beispiel hierfür stellt das Web dar – es fördert die gesellschaftliche Teilhabe und lässt ein politisches Gegengewicht entstehen.
MODELLE LASSEN KATEGORISIERUNG ZU
Unabhängig von der Stellung des World Wide Web oder der historischen Revolution der Gutenberg Galaxis zeigt die Kategorisierung von Kommunikation in »Diskurs« und »Dialog« verschiedene Modelle auf, in denen – je nach Modell – Daten gespeichert, transportiert und rezipiert werden. Somit kann das »Medium« genauer betrachtet werden und zumeist (das trifft natürlich nicht auf alle zu, man bedenke die Hypermedien) eindeutig einem Modell zugeordnet werden. Auf diese Art haben wir dies bereits beim Fernsehen gemacht: Diskurs » Amphitheaterdiskurs; Daran hat sich bis heute nichts geändert, das Fernsehen lässt keinen Dialog zu – wir als Empfänger können uns auch den Sender (das Gedächtnis) nicht vor Augen halten, wir können Vermutungen anstellen und sagen: In Mainz ist der Hauptsitz des »Zweiten deutschen Fernsehens«, diesem untersteht der öffentlich-rechtliche Sender »3sat«, der Redakteure anstellt die Themen besprechen…– lassen wir das, das Prinzip wird klar – wir gehen in der Vermutung verloren. Die Situation der Druckerpresse ist vermutlich schwieriger zu klassifizieren, aber geht man von der Vorherrschaft der damaligen Obrigkeit aus, wurde es aufgrund des mechanischen Drucks zumindest einfacher auf eine Aussage zu reagieren. Mittels Flugblättern oder ersten Zeitungen, konnte eine klare Gegenposition gebildet werden. Man könnte als ohier von einer dialogischen Form ausgehen, die noch in den Kinderschuhen steckt. Setzt man zu guter letzt das Internet (die Cloud inklusive) in Relation zu den Kommunikationsmodellen, so können wir zunächst von einem »Netzwerkdialog« der reinsten Form sprechen. Berücksichtigt man jedoch die bereits angesprochene »Algorithmisierung« des Internets, wird dies wieder relativiert.
ECKERMANNS HINWEIS FÜR DIE EIGENE PRAXIS
Für die künstlerische Praxis kann also festgehalten werden: Je nach Medium haben wir es mit einem differenzierten Kommunikationsmodell zu tun. Mit Flussers Modellen muss man nicht ganz konform gehen, es gibt gegenwärtig bestimmt schon Mischformen, die unter anderem vielleicht sogar Mixturen aus Diskurs und Dialog (z.B: das digitale Form) – dennoch helfen sie uns zu klassifizieren; Die Position von Eckermann hingegen erscheint uns äußerst spannend: Für Sie stellt das Netzwerk eine neue Methode der Ökonomisierung dar. Ihre netzwerkartigen Röhrenkonstrukte besitzen wie schon zuvor beschrieben, kleine Öffnungen aus denen Blattgold Skulpturen »strömen«. Für uns ein klarer Hinweis auf den kapitalistischen Aspekt des Internets. Spricht Flusser noch von neuen Entwicklungsmöglichkeiten und sieht er im Hinblick auf das digitale Netzwerk eine letzte Hoffnung der Demokratisierung, so geht Eckermann bereits einen Schritt weiter: Wir haben die Demokratie überwunden, das Medium des Netzwerks wird nun ebenfalls gelenkt und gesteuert. Bei Eckermann wird die formale Erscheinung des Kunstwerks zu einem inhaltlichen Hinweis. Die zusätzlich installierte Videoprojektion, die die sogenannten »Mud-People« zeigt, könnte etwas polemisch formuliert, als Visualisierung des Volks gelesen werden. Ob und inwieweit, wir wirklich zu reinen Werkzeugen der Informationstechnologie geworden sind, lässt sich schwer beurteilen. Für uns stellt Eckermanns Kunstwerk »Digital Monsters Don’t Bleed« in jedem Fall eine berechtigte Perspektive zum Thema dar. Wir haben uns im ersten Kapitel mit dem Gedächtnis, dem Speichern und dem Löschen beschäftigt. Im vorherigen Abschnitt wurde dieses Wissen in den Kontext der Gesellschaft eingearbeitet. Die Nutzung von zweckentfremdeten Gegenständen und Objekten in unseren künstlerischen Arbeit kann nun bewusster betrachtet werden. In einer letzten informellen Zusammenstellung interessiert uns nun ein mögliches zukünftiges Szenario. Wir wissen, dass sich die technologische Leistung unserer Gerätschaften laut dem moorschen Gesetz beinahe alle zwölf Monate verdoppelt. Die Frage die sich uns stellt: Welche möglichen Entwicklungen gibt es für die Zukunft – wo bewegt sich unsere Informationsgesellschaft hin?