GUTENBERG-GALAXIS
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Gutenbergs Errungenschaft brachte keine allgemeine Alphabetisierung mit sich; Nach wie vor war es ein elitäres und teures Medium für die gehobene Klasse.
QUELLEN
38 zit.n. Hartmann, Medien und Kommunikation, Facultas Verlags- und Buchhandels AG, Wien 2008, 1.Auflage, S.7
39 vgl. Hartmann, Medien und Kommunikation, S13ff
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GUTENBERG-GALAXIS
Die Schrift als Medium diente ursprünglich und in erster Linie religiösen Zwecken, es war ein Instrument der Priesterschaft und galt als magisch. Doch aufgrund der Ausweitung von Handel und Verwaltung wurde die Schrift im Laufe der Jahre auch für weltliche Zwecke verwendet. Der Druck war schon lange vor Gutenberg bekannt, Schmiede und Münzmacher kannten bereits im 15. Jahrhundert die Technik und stempelten mit Punzen, anschließend reproduzierten sie mit Matrizen. Gutenberg gelang es als gelernter Feinschmied das Druckverfahren zu rationalisierten – er erzielte nicht nur schönere Druckbilder – durch die neu eingeführten »beweglichen Lettern« wurde es möglicher schnell und kostengünstiger zu drucken. Zuvor wurden Texte meist in Holz eingraviert und dann reproduziert, mit den neuen Lettern konnte das Alphabet nun schnell gesetzt werden. Der zweite Teil, der die folgenden Druckverfahren revolutionieren sollte, bildete die Neuentwicklung der Druckerpresse. Er entwickelte ein Konzept zur Mechanisierung der Handpresse, welches einen unkomplizierteren und vor allem sehr viel schnelleren Druckablauf ermöglichte. Dabei sei angemerkt, dass Gutenbergs Revolution im Bereich der Technik noch keine unmittelbare oder zumindest sofortige Auswirkung auf die breite Bevölkerungsschicht hatte.
Es dauerte noch eine geraume Zeit, bis sich »Lesen« und »Schreiben« verbreitete. Gutenbergs Errungenschaft führte keine allgemeine Alphabetisierung mit sich; Nach wie vor war es ein elitäres und teures Medium für die gehobene Klasse. Mit Einführung der Schulpflicht (Ende des 18.Jhdt. )wurde das Wissen über die Codes der Sprache/Schrift einem breiten Publikum (vor allem auch den sozial »schwächeren« Schichten) zugänglich. Die Monopolstellung der Kirche, die mit der Predigt das bislang einzige Medium der damaligen Massenkommunikation besaß, geriet ins Wanken. Es kommt zu einer Synergie aus dem Verstehen von Codes und der Verbreitung jener: Immer mehr Menschen können lesen und schreiben und immer einfacher wird es Wissen in textlicher Form zu verbreiten (Gutenbergs Druckerpresse). Die Schrift wird fortan für den Handel verwendet, sie setzt sich in Verwaltungsstrukturen und an den Universitäten durch. Der Buchdruck brachte die erste „vollständige Mechanisierung einer Handarbeit“38 mit sich. Mit dem Buchdruck als Leitmedium wurde der typografische Mensch geschaffen und was für das Thema dieses Aufsatzes ebenso essentiell ist: Die Öffentlichkeit wurde geboren.
Neue Medienkultur
Ab diesem Zeitpunkt beginnt eine vollkommen neuartige Medienkultur. Der Buchdruck um 1500 hatte unglaublich große Auswirkungen auf die Renaissance, den Humanismus und die religiöse Bewegung der Reformation. Er veränderte das Verhältnis zur Vergangenheit. Selbst das mittelalterliche Predigtwesen war schon eine Art Massenkommunikation. Luther predigte nicht, sondern sprach mittels seiner Flugblätter zu einem großen Publikum. Flugblätter und Flugschriften sind unmittelbare Vorläufer der Zeitung. Anfang des 17.JH erschienen bald Wochenblätter mit Nachrichten in deutscher Sprache. Abgesehen davon wurden Kalender, Traktate und Almanache gedruckt. Durch das laute Lesen konnten auch Analphabeten erreicht werden. Die Ausbreitung des Pressewesens und die damit leichtere Verbreitung von Information machten eine Kontrolle durch die Obrigkeit deutlich schwieriger. Diese Gefährdung ihrer Autorität zog einen kritischen Mediendiskurs mit sich. Ahasverus Fritsch warnte vor der Gefahr der Presse, da das gemeine Volk falsche Neugier entwickle und der sündigen „Zeitungs-Sucht“ verfalle.“39
Die Machtverhältnisse ändern sich, es kommt zu einem Buhlen um die Gunst der öffentlichen Meinung – das Zeitalter der Aufklärung (1650) beginnt. Dieser kurze Exkurs in die Geschichte unserer Medienkultur sei hiermit beendet. Freilich endet die Entwicklung der Massenmedien nicht hier – diese finden vor allem in der Zeit des zweiten Weltkriegs in der Propaganda und nachfolgend in den »public relations« der Werbeindustrie neue Gebiete der Volksmanipulation. Interessant ist jedoch, dass mit dem technischen Verfahren der Druckerpresse einerseits das eigene publizieren von Informationen (wenn auch noch nicht für jedermann) möglich wurde und andererseits von einem breiten Publikum als RezipientInnen ausgegangen werden konnte. Die Entwicklung weist also erhebliche Parallelen zu unseren heutigen digitalen Netzwerken auf, die diesen Kommunikationsaustausch freilich nochmals perfektioniert haben.