DER KÜNSTLICHE GEIST
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„Das mooresche Gesetz (englisch Moore's law; deutsch „Gesetz“ im Sinne von „Gesetzmäßigkeit“) besagt, dass sich die Komplexität integrierter Schaltkreise mit minimalen Komponentenkosten regelmäßig verdoppelt; je nach Quelle werden 12 bis 24 Monate als Zeitraum genannt.“
QUELLEN
75 zit.n. Kaku, S311
76 zit.n. Wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/Mooresches_Gesetz, aufgerufen am 31.01.2015
77 vgl. Kaku, S311f
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DER KÜNSTLICHE GEIST
Das Spionageprogramm »2501« aus dem Film wurde geschrieben und in die unendlichen Weiten des »Networks« entlassen. Was dort genau geschah und welchen Algorithmen das Programm unterlag, lässt der Film offen. Durch die unendliche Vernetzung und Verarbeitung von digitaler Information, durch Zugriff auf alles im »Net« verfügbare Wissen kehrt das Programm mit einem eigenen Bewusstsein zurück. Ein Programm, dass sich selbst als unabhängige Lebensform betrachtet und um politisches Asyl ansucht. Heute können wir dieses Geschehen ganz klar als fiktionale Utopie deklarieren, doch präsentiert uns auch die Gegenwart Errungenschaften im Bereich des künstlichen Bewusstseins: Im Jahr 2011 gelang es einem IBM-Computer namens »Watson« zwei Kandidaten bei der Quizshow »Jeopardy« zu schlagen. Watson basiert auf Hightech hardware und kann Daten mit eine Geschwindigkeit von 0,5 TB/sec verarbeiten – umgerechnet entspricht dies in etwa einer Million Bücher pro Sekunde. Bessere hardware und globale Vernetzung machen Abfragen von ganzen Büchern zu einem bestimmten Thema in wenigen Millisekunden möglich. Systeme wie Watson werden auch »Expertensysteme« genannt und sie sind auf dem Vormarsch: Ruft man heute einen Dienstleister an, z.B: die eigene Bank – so wird man bereits jetzt oft mit einem sogenannten »primitiven Expertensystem« konfrontiert: Die Stimme am anderen Ende der Leitung stellt Ihnen eine Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung, erkennt Ihre akustischen Signale und führt Sie tiefer in das System.
Aktuell arbeiten Ingenieure an weit aus komplexeren »Expertensystemen«. Ein Beispiel hierfür stellt das Projekt »Robo-Doc« dar: Diese Software kann auf einer Armbanduhr oder auf dem heimischen Bildschirm aktiviert werden und steht für medizinische Ratschläge zur Verfügung. Die Treffsicherheit liegt aktuell bei 99%: Mittels gezielten Fragen erhält das Programm Informationen über den Zustand des Users, dieser muss lediglich die Symptome schildern. Robb-Doc ist mit allen Datenbanken der führenden medizinischen Zentren der Welt verknüpft, erhält also ständig erneuertes Wissen über wissenschaftliche Erkenntnisse. Würde sich ein solches System durchsetzen, hätte dies enorme Auswirkungen auf unseren Alltag. Unnötige Arztbesuche könnten auf ein Minimum reduziert werden, dies spart den Usern Zeit und verringert die gesamten Kosten unseres Gesundheitssystems und ermöglicht einen regelmäßigen Kontakt mit einem digitalen »Arzt«. Dieses Prinzip lässt sich auf andere Bereiche ausdehnen: So könnte es Robb-Anwälte geben, die über sämtliche allgemein gehaltenen juristischen Fragen Auskunft geben können. Diese Systeme sind zwar noch längst kein menschlicher Ersatz, der Besuch eines echten Arztes oder die Konsultierung eines Anwalts bei speziellen Problemen ist nach wie vor unumgänglich, aber allgemeingehaltene und Routineabfragen können damit problemlos abgefertigt werden.
Die Medien reagierten jubelnd auf des „Quiz“-Siegeszug von Watson und riefen eine neue Ära des Informationszeitalters aus. Nüchtern betrachtet ist Watson nichts anders als eine furchtbar schnelle Addiermaschine, die in der Lage ist dies milliardenmal schneller zu tun als der Mensch und zusätzlich an eine unendlich größere Speicherressource angeschlossen ist. Von »Selbstbewusstsein« oder »Menschenverstand« kann hier jedoch noch absolut keine Rede sein. Einerseits sind die Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) erstaunlich: Jemand aus dem Jahr 1990 würde die maschinellen Rechenleistungen unserer gegenwärtigen Computer als ein wahres Wunderwerk bezeichnen – auf der anderen Seite ging der Bau selbstständig denkender Maschinen sehr schleppend voran. „Roboter sind sich in keiner Weise bewusst, dass sie Roboter sind.“75 Dabei darf jedoch wiederum nicht vergessen werden, dass sich die Rechenleistung von Computern in den letzten 50 Jahren entsprechend dem »Moore’schen« Gesetz alle 18 Monate verdoppelt hat. Der Vollständigkeit halber sei hier noch auf die Definition des Moore’schen Gesetzes hingewiesen:
„Das mooresche Gesetz (englisch Moore's law; deutsch „Gesetz“ im Sinne von „Gesetzmäßigkeit“) besagt, dass sich die Komplexität integrierter Schaltkreise mit minimalen Komponentenkosten regelmäßig verdoppelt; je nach Quelle werden 12 bis 24 Monate als Zeitraum genannt.“76
Laut dem Nobelpreisträger (Physik) Kaku ist es demnach nur eine Frage der Zeit, bis Maschinen ein scheinbares Selbstbewusstsein erlangen und der menschlichen Intelligenz starke Konkurrenz machen. Was bei »Ghost in the Shell« also noch als fiktionale Utopie erscheint kann – zumindest in gemässigter oder abgewandelter Form – Einzug in unseren Alltag nehmen und unser Denkmodell von Speicherung und Bewusstsein vollkommen neu definieren. 77