Die künstlerische Praxis

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Dem Medium als Werkzeug künstlerischen Schaffens auf die Spur kommen.

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Die künstlerische Praxis

In den vorhergehenden drei Kapiteln wurden nun unterschiedliche Themengebiete zum »Speichern in der Informationsgesellschaft« behandelt. Im ersten Teil dieser Arbeit stand der Versuch, dass beinahe uferlos erscheinende Thema des Gedächtnisses fragmentarisch zu beleuchten; Dabei wurden grundlegende Züge und Unterschiede zum verkörperten/ausgelagerten Gedächtnis, sowie der aufkommende Wandel unseres Umgangs mit »Speichergefäßen« aufgrund von elektronischen Gedächtnissen beschrieben. Der zweite Abschnitt »Medienkultur« beginnt nach einem kurzen geschichtlichen Umriss die gegenwärtige Situation unserer zeitgenössischen Medien und den Modellen der Kommunikation zu beschreiben. Der dritte Abschnitt versucht mittels verschiedener Auszüge (Science-Fiction Film, Kybernetik und Artificial Intelligence) einen Status Quo Bericht (und Ausblick) über technisches Vermögen, künstliche Gedächtnisse und ihre möglichen Folgen zu geben. Im Zentrum dieser drei Kapitel steht stets der Datenträger – das Speichermedium, und ihm gegenüber der Mensch/die Gesellschaft. Dieses Wechselspiel zwischen technischer Weiterentwicklung und ihrer Anwendung beim Menschen, werfen für uns interessante soziale, politische und letztlich künstlerische Fragestellungen auf. Sei es nun das Speichern, das Erinnern oder das Löschen – für uns stellt der Datenträger, mit all seinen Facetten und Tücken ein sehr interessantes Feld dar. Nachfolgend soll der subjektive Versuch gestartet werden, unsere eigene Praxis näher zu erläutern.

Soweit sind wir also in die verschiedenen Themen eingestiegen – haben Forschung und Fiktion erörtert. Wir können mit der Freudschen These über den Prothesengott übereinstimmen. Wir, der Mensch, nutzt heute virtuelle Hilfsmittel die einerseits den Alltag erleichtern, andererseits unserer Meinung nach – Zerstreuung und Abhängigkeit schaffen, sie lassen unsere Fähigkeiten verkümmern (beispielsweise unser Zeitgefühl). Für uns stellt sich die Frage, ob es noch eine Möglichkeit gibt ohne diese digitalen Prothesen als Teil der Gesellschaft behandelt zu werden? Wir selbst haben ein Mobiltelefon – gemeinsam. Dieses Telefon wird von uns nicht gerade fürsorglich behandelt, oftmals ist es einfach ausgeschaltet, das bringt manchmal Komplikationen im Bereich unserer sozialen Kontakte mit sich – sprich es wurde uns schon oft als negative Eigenschaft ausgelegt. Erreichbarkeit wird zu einer Grundvoraussetzung unserer Zeit. Ohne Handy und ohne E-Mail-Adresse kann man da überhaupt noch ein Bankkonto eröffnen? Verkümmern unsere Körper in der Zukunft – werden wir zu Hüllen die ferngesteuert von einem Zentralserver mit Information zugemüllt werden? Was ist mit Körpergefühl, Schmerz? Es gibt eine Zahnbürste die die Druckstärke anzeigt.

Diese Gedanken beschäftigen uns auch in unserer künstlerischen Praxis maßgeblich. (Technische) Objekte und Werkzeuge erweitern den Handlungsraum des Menschen, wir können mehr in kürzerer Zeit leisten, begeben uns aber umgekehrt mehr und mehr in Abhängigkeiten. Auch die künstlerische Arbeit von Eckermann – sie setzt sich mit dem Algorithmus unserer digitalen Welt auseinander – bringt eine für uns interessante Sichtweise zum Vorschein: Begreift man das Medium als Prothese, so erweitert es subjektiv gedacht unseren kommunikativen Handlungsraum. Wir können orts- und zeitunabhängig kommunizieren, Gedanken und Wissen verbreiten. Wir sind zu Knotenpunkten in einem unsichtbaren Netzwerk geworden. An dieser Stelle greifen nun auch Flussers Kommunikationsmodelle: Die grundsätzliche Unterscheidung zwischen Diskurs und Dialog und die damit in Relation stehenden Modelle entwickeln sich ebenfalls weiter. Das Flusser im Fernsehen den Untergang der Demokratie sah (es gibt keine »Response« Möglichkeit des Rezipienten) mag in der Ära des Internet als überholt wirken, auch wenn er nach wie vor – im Bezug auf das Fernsehen im klassischen Sinne – recht behält. Das Internet als nächster technologischer Schritt ist vielschichtiger geworden, wir können von einem Dialog mit Vorbehalt sprechen. Was Eckermann unter der Ökonomisierung des Digitalen versteht, beschreibt eine neue Form der Zensur. Einerseits hätten wir mit dem Web nun theoretisch die Möglichkeit unsere Daten frei zu speichern und zu verbreiten, in der Praxis wird dies jedoch zumeist wieder gelenkt und gesteuert. Genau dieser Schnittbereich erscheint für unsere eigene Arbeit essentiell zu sein. In diesem abschließenden Kapitel möchten wir uns der eigenen Praxis, künstlerischen Arbeiten anderer Kunstschaffender und dem Bezug auf die Begriffe »Gedächtnis« und »Medienkultur« widmen.

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