SPEICHERN IST MACHT
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Jede Stimme hat eine Gewichtung, jede Ungerechtigkeit kann aufgedeckt werden. Eine der reinsten Formen der Demokratie, Freiheit und Gleichberechtigung sollte möglich werden – das Internet ist kaputt.
QUELLEN
39 vgl. n. http://de.wikipedia.org/wiki/Wissen_ist_Macht; aufgerufen am 31.01.2015
40 zit.n. http://www.zeit.de/digital/datenschutz/2014-07/facebook-ueberwachung-innenministerium,
aufgerufen am 31.01.2015
41 zit.n. http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/sascha-lobo-das-internet-ist-nicht-das-wofuer-
ich-es-gehalten-habe-12747989.html, aufgerufen am 31.01.2015
42 vgl. n http://derstandard.at/2000005411406/Hoax-Versicherungswebsite-geht-mit-Bud-Spencer-Tod-auf-Klickfang aufgerufen am 31.01.2015
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SPEICHERN IST MACHT
Nach der Revolution »Gutenberg« leben wir heute längst in der nächsten Phase technischer Weiterentwicklung – dem digitalen Netzwerk; Der englische Philosoph Francis Bacon (1561–1626) sagte einst den berühmten Satz „Wissen ist Macht“ 39 und legte nicht nur mit seinen Werken einen Grundstein der Philosophie im Zeitalter der Aufklärung, sondern es ist auch eine sehr bezeichnete Aussage über die gesellschaftlichen Strukturen in denen wir heute noch leben. Die Menschen streben seit jeher danach Informationen zu speichern und an folgende Generationen weiter zu geben. Heute, im Zeitalter des World Wide Web scheint es sogar so als ob mit dem Internet ein beinahe unendlich grosser Speicherort geboren wurden, in dem man jegliche Art der Information ablegen und abrufen kann. Jeder, alle Zeit und überall. Dadurch dass jede Stimme und Meinung im Netz verbreitet werden kann und innerhalb von Sekunden tausende Menschen erreicht, wurden neue Möglichkeiten geboren, sprich das Prinzip »Gutenberg« wurde auf eine digitale Ebene transformiert. Jede Stimme hat eine Gewichtung, jede Ungerechtigkeit kann aufgedeckt werden. Eine der reinsten Formen der Demokratie, Freiheit und Gleichberechtigung sollte möglich werden.
Als positives Beispiel für die Umverteilung der Machtverhältnisse im Bezug auf neue Informationsverarbeitung stellt der arabische Frühling dar: Dabei dienten neue Kommunikationstechnologien (wie z.B. Mobiltelefonie, Social Networks, Satellitenfernsehen) als entscheidende Solidarisierungsinstrumente und ermöglichten eine flächendeckende Mobilisierung der Proteste. Im Dezember 2010 breiteten sich die Proteste gegen das herrschende Regime national und international weit über den arabischen Raum hinaus, aus. Diese starke Mobilisierung im Internet (wie zB Facebook, Twitter sowie Blogs) – ermöglicht durch eine technisch fortschrittliche Informationsstruktur – generierten eine starke Stimme der Bevölkerung, die die Proteste lenkte und förderte. Staaten und Regierungen haben aus diesen Ereignissen gelernt und versuchen durch informationstechnische, präventive Massnahmen in Zukunft solche Mobilisierungen zu unterbinden.
„Westliche Geheimdienste und auch der BND hatten die revolutionären Entwicklungen in mehreren arabischen Ländern nicht kommen sehen. Mit der Beobachtung sozialer
Netzwerke erhofft sich der BND nun, solche Entwicklungen im Ausland künftig früher zu erkennen.“ 40
Das Internet ist kaputt
„Das Internet ist nicht das, wofür ich es gehalten habe“, schreibt Lobo in einem Beitrag für das Feuilleton der „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“. Bislang habe er geglaubt und verkündet, dass das Internet das ideale Medium der Demokratie, der Freiheit und der Emanzipation sei. Nach der Spähaffäre um die NSA und den neuen Erkenntnissen über Wirtschaftsspionage und den Kontrollwahn der Konzerne kommt Lobo zu dem Schluss: „Das Internet ist kaputt.“
Als Medium der totalen Kontrolle untergrabe es die Grundlagen der freiheitlichen Gesellschaft, als Vehikel der Wirtschaftsspionage wirke es auch ökonomisch zerstörerisch. Der Skandal, schreibt Lobo, „betrifft auch jene, die glauben, der Totalüberwachung zu entgehen, indem sie Facebook nicht benutzen.“41
Leider sind die Möglichkeiten der freien Demokratie in dieser Form nicht mehr gegeben. Längst werden Informationen von Firmen und politischen Machthabern kontrolliert und ausgespäht. Die gezielte Zerstreuungen, Zensuren und Sperrungen relevanter Informationen sind in Staaten wie in China (Ai Wei Wei) und Italien (Berlusconi) traurige Normalität. So einfach und schnell man Informationen für andere Menschen bereit stellen kann so schnell können sie auch wieder entfernt oder gefälscht werden. Die Informationen aus dem Internet müssen immer mehr überprüft und kritisch betrachtet werden. PR Agenturen haben sich teilweise gezielt darauf spezialisiert Falschinformationen glaubwürdig im Internet zu streuen um andere Interessen zu publizieren.
Ein Beispiel dafür: Die Webseite des Fernsehsenders RTL, die am 10. September 2015 die Nachricht verbreitete, dass der Schauspieler Bud Spencer verstorben sei. Diese bewusst falsch gesetzte Meldung einer Versicherungsfirma bescherte über 50.000 Likes und 12.000 Shares. Wer auf den Link klickte, gelangte zu einer Website mit Tipps für die eigene Lebensversicherung.42 Dieses Beispiel machte zwei Dinge ersichtlich: Befinden wir uns heute in einer solchen Informationsflut, dass der Mensch dazu neigt, Informationen sehr unreflektiert weiterzugeben (share). Zweites, sind bewusste Falschmeldung , die im Internet verbreitet werden um daraus Kapital zu schlagen ein erster Hinweis auf den Einbruch der himmlischen Fassade der perfekten Demokratie. Nach der historischen Einführung über die Entwicklung der Medienkultur beschäftigen wir uns folgend mit dem Internet.