VORWORT

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Retention: Über den Versuch das Verhältnis unseres Gedächtnisses zur gegenwärtigen Informationsgesellschaft zu beschreiben;

QUELLEN

Foto: Marlene Hirtreiter
1 zit.n. Beck, S90 Kunstforum, Zwischen erinnern und vergessen.

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GEDANKENFRAGMENTE ZUM GEDÄCHTNIS

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MEDIENKULTUR

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ZUKUNFTSZENARIEN

Vorwort

Wir leben in komplizierten Zeiten und doch erscheinen sie uns so erschreckend einfach. Gegenwärtig spricht man von einer Informationsgesellschaft – die schriftliche Arbeit macht sich das Verhältnis zwischen individuellem Gedächtnis (Funktionsweise), den Speicherkapazitäten und Logiken im digitalen Raum zum Thema. Welche Auswirkung haben technischer Fortschritt im Bezug auf unser ausgelagertes Gedächtnis und welche Konsequenzen lassen sich dadurch hinsichtlich unserer Denk- und Wahrnehmungsform ableiten? Die gegenwärtig omnipräsente Verfügbarkeit von Information, neue Dialogoptionen sollten eine weitgehende Befreiung und Demokratisierung versprechen, ob dies eingehalten wurde, wird sich im Verlauf des Aufsatzes noch zeigen. Wir haben gemeinsam das Bachelorstudium Multi Media Art in Salzburg absolviert. Die Arbeiten dort bewegten sich meist zwischen bestehenden und zukünftigen Medien. Die multimediale Funktionsweise von maschinellen und digitalen Gerätschaften und die technische Fähigkeit die Medien zu »bedienen« stellten dabei grundlegende Voraussetzungen dar. Vielleicht erscheint es uns deswegen so essentiell, den Umgang mit dem Medium an sich, den Datenträger und seiner Fähigkeit Informationen zu konservieren, zu reflektieren. Wer sich im Bereich der medialen Kunst bewegt, sollte sich sein Werkzeug bewusst machen. Soweit zum Grund für die Themenwahl;

Das Gedächtnis beschreiben
Um den uferlosen Begriff des »Gedächtnisses« näher zu untersuchen und zumindest fragmentarisch zu beschreiben, setzt sich das erste Kapitel dieser Arbeit zunächst mit den grundsätzlichen Disziplinen der Gedächtnisforschung, dem anatomischen Aufbau und der neuronalen Funktionsweise von Gedächtnissen auseinander. Weitere wesentliche Inhalte des Kapitels sind die subjektiven Konstruktionen unserer Erinnerungen (wobei bereits bei der sensorischen Wahrnehmung selektiert wird) und die Herausarbeitung der Bedeutung des Gedächtnisses aus kulturwissenschaftlicher und technologischer Sicht. Der abschliessende Teil des Kapitels fokussiert auf das ausgelagerte Gedächtnis, also die Datenträger in ihrer wandelbaren Form. Hat man sich mit den Begriffen des »Gedächtnisses« und des »Speichermediums« näher beschäftigt, so stellt sich die Frage nach dem Kontext. Das zweite Kapitel dieses Aufsatzes widmet sich deswegen vorwiegend unserer Informationsgesellschaft; Was sind (gibt es) Grenzen der digitalen Speichermedien und wie wird damit umgegangen. „Die Informationsgesellschaft lebt , solange sie aktives Vergessen herstellt, eine Kultur des Vergessens aber verhindert wird.

"Die Informationsgesellschaft lebt, solange sie aktives Vergessen nicht ermöglicht, in ihrer eigenen Vergangenheit.“1 Der Mensch hat seit je her Wissen ausgelagert und gespeichert und es dadurch für nachfolgende Generationen konserviert. Die Fähigkeit Wissen von Generation zu Generation weiter zu geben und damit Daten anzusammeln, zu prozessieren und anschliessend zu senden, ist eines der bedeutendsten Merkmale, das den Menschen von den restlichen Bewohnern dieser Erde unterscheidet. Die Benutzung von Speichermedien das »outsourcen« von Wissen entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten so rasant das der menschliche Geist der Technik nun hinterher hinkt. Das zweite Kapitel »Medienkultur« beschäftigt sich also mit zwischenmenschlichen Prozessen, wie etwa der Kommunikation, welche die Grundvorraussetzung (die Basis) für Datenträger an sich bildet. Nach einem kurzen historischen Exkurs in das Zeitalter des Buchdrucks, werden in diesem Abschnitt der Arbeit unsere gegenwärtigen Speichermedien im Kontext gesellschaftlicher Strukturen untersucht. Wie frei, wie demokratisch können wir mit den ausgelagerten Gedächtnissen des digitalen Zeitalters (zB dem Internet) kommunizieren? Im dritten Kapitel, den »Zukunftsszenarien« liegt der Fokus nun auf der technischen Entwicklung. Dazu wird anhand von real existierenden und auch utopischen Beispielen untersucht, wohin sich unsere Informationsgesellschaft entwickeln könnte. Dadurch soll vor allem gezeigt werden, wie stark unsere Datenträger zeitlich beschränkt sind und dem Wandel des Fortschritts unterliegen. Das Kapitel schließt seinen Bogen dadurch, dass es sich in Bezug auf Kapitel eins (Gedankenfragmente zum Gedächtnis) mit der Frage beschäftigt, ob es möglich sein wird komplexere Gedanken als simples »Wissen« zu speichern. Im letzten Kapitel, »Die künstlerische Praxis« werden die zuvor angesprochenen Themengebiete gebündelt und in Bezug auf die eigene Arbeit und auf Beispiele anderer KünstlerInnen angewendet. Dabei soll vor allem der eigene künstlerische Umgang mit dem jeweiligen Medium selektiert und analysiert werden. Da sich unsere eigene künstlerische Arbeit (im Moment dieses Aufsatzes) ebenfalls mit einem spezifischen Medium (dem VHS-Tape) auseinandersetzt, werden die Charakteristika des Mediums (veraltet, es handelt sich um ein diskursives Medium, etc.) ausführlicher beschrieben.

Die eigene künstlerische Praxis
Desweiteren bilden Schriften von Vilém Flusser und künstlerische Positionen von Rioja Ikeda neue Perspektiven zum Umgang mit Daten und Information. Im abschliessenden Abschnitt des Resume’s wird sich zeigen, ob es gelingt unseren eigenen künstlerischen Umgang mit Medien bewusster zu gestalten und die formalen und inhaltlichen Aspekte eines Mediums zu analysieren – also ein eigenes Bewusstsein für die Bedeutung der Speichermedien zu entwickeln. Diese Thesis dient dabei als eine Art Archiv, verschiedene Perspektiven auf das Thema des Speicherns werden aufgegriffen und in Relation zur eigenen Arbeit gestellt. Das Eintauchen und Zerpflücken einer Thematik aus philosophischer, soziologischer oder aber auch künstlerischer Sicht, stellt für uns dabei keine reine Informationssammlung dar, sondern schafft Anregungen, Bilder und Zusammenhänge die in unsere zukünftige Arbeitsweise einfliessen sollen. Wir sind der Meinung, dass man sich als interdisziplinäre(r) Medienkünstler(in) mit den Datenträgern auseinandersetzen sollte. Als adäquates Medium für die Präsentation dieser Theiss erschien uns das Format der »Website« als passend, nicht (nur) deswegen weil ein großer Fokus der hier geschriebenen Texte einen verstärkten Fokus auf Internet und digitale Medien im Allgemeinen legen, sondern auch weil das Web eine visuelle Aufbereitung ermöglicht, die die einzelnen Texte als Fragmente erscheinen lassen kann, die von LeserInnen subjektiv und je nach Interesse selbst erkundet werden können. Es entsteht sozusagen eine netzwerkartige Struktur, bei der einzelne Inhalte je nach Interesse miteinander verknüpft werden können – dies ist unserer Meinung nach, wenn auch im kleinen Stil, eine schöne Rezitation unserer gegenwärtigen Kommunikationsabläufe – alles ist irgendwo und irgendwie verfügbar;


Anmerkung: Im folgenden Aufsatz wurde über weite Strecken auf gendergerechte Formulierungen geachtet. Es sei dazu angemerkt, dass bei der Verwendung von männlichen Formen in diesem Text, dies immer aufgrund von leichter handhabbaren Formulierungen passiert ist, immer aber auch die weibliche Form inkludiert ist.

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